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23.11.24
Erstens, zweiten, drittens
Schreiben ist wie Pipi machen. Der Strahl kommt beim Loslassen und die Erleichterung mit ihr. Einfach mal keine Ambitionen haben, sondern darauf vertrauen, dass es
gut ist in den Fluss des Schreibens zu steigen ohne die Erwartung damit einen expliziten Beitrag für den Weltfrieden oder die Erfindung einer rostfreien Schraube auf den Weg zu bringen. Nicht
einmal Befriedigung ist garantiert. Ein Blick aus einem Fenster in dem Haus, dass „meine Welt“ heisst ist der Anfang oder das Ende. Das war’s … für heute
24.11. Noch ein Monat bis Weihnachten und die Weihnachtsmärkte öffnen ab morgen weil der Totensonntag schon vorbei ist, habe ich gehört. Die werden auch dieses Jahr
ohne mich auskommen müssen. Lea Simone ist ein schöner Name, klingt so frisch … nach Zitrone. Was ist eigentlich „wert“ aufgeschrieben zu werden oder, dann auch gelesen zu werden. Bedingt das
eine das andere? Wen interessiert es, dass ich gerade an Weihnachtsgans denke? Die Kirchenglocken am Sonntag klingen immer noch wie zu meiner Kinderzeit. Vertraut, aber es gibt keinen Ruf dem zu
folgen und zur Kirche zu gehen, auf einer Bank zu knien an den in der Messe vorgesehenen Stellen. Amen!
25.11.
Es gibt dunkle und helle Seiten in den Wesen und bei Schokolade. Mit Nüssen, Rosinen, Vollmilch, mit 90& Kakao, vegan, crunchy, billig und edel, knackig oder
weich im Biss. Und alle wollen sie das gleiche, zumindest die Wesen und Schokoladenesser: glücklich sein. So viele Versprechen in den unterschiedlichsten Verpackungen mit dem Ziel: Einen Moment
des Glücks, zuerst auf der Zunge und von da aus … überall. Mmmmmh!
26.11.
Darf ich jammern, auch wenn ich nicht im Rollstuhl sitze oder mehr zu essen haben als ich brauche? Entsteht Unglück wirklich im eigenen Geist und löst sich auch
dort wieder auf. Es fühlt sich nicht so an! Da passiert oder etwas im Außen, dass sich gegen mich richtet, meine gute Motivation, mein reines Herz? Ist Fühlen auch nur eine Aktivität des Geistes?
Gefühle sind so stark und körperlich, dass sie ein eigenes Leben zu haben scheinen. Sie regieren und keiner kennt weiß, wer sie gewählt und ins Amt gebracht hat. Wie seltsam …
27.11.
Irgendjemand hat den Code geändert von der Alarmanlage im Restaurant, die heute morgen losgegangen ist. Ungeduscht und im Bademantel steh ich vor dem Display und
auf dem Zettel in einer Hand steht der vierstellige Code, den man eingeben muß um den Alarm wieder zurückzustellen. 4 Zahlen, die in diesem Moment für mich die Wahrheit sind, erweisen sich als
falsch, werden nicht akzeptiert vom System. So steht es im Display! Ich habe noch nicht gefrühstückt, bin noch nicht mal geduscht und alles andere als bereit das zu akzeptieren. Mache ich aber
dann einfach und werde das Zurückstellen des Codes der Kollegin überlassen, die in einer Stunde im Haus sein wird. Ist eigentlich gar nicht so schwer, mal aufzugeben.
28.11.
Guten Morgen, Licht und Schatten. Aufstehen ist manchmal lächerlich schwierig. Ich komme aus der Nacht mit vielen Gedanken zum Tag, wer ich bin, was ich sein
möchte, woher ich komme, was mich schmerzt. Kondensiert und komprimiert in dem kurzen Zeitfenster zwischen noch Schlafen und schon aufwachen. Ein ganzer Kosmos von Gedanken. Das Ich und die
anderen in einem Kinofilm, zusammengedampft auf einen Werbespot kurz vor dem Aufstehen.
29.11.
Wenn ich auf YouTube gehe, gibt es eine erschreckende Überschwemmung von Shorts mit Trump-Propaganda. Elon Musk und andere, deren Namen ich noch nicht gelernt habe
,penetrieren pausenlos mit Parolen vom starken, erfolgreichen, willensstarken und somit freien Menschen versus den schwachen, nichtamerikanischen unpatriotischen Schädling. Wer das nicht so sieht
ist ein von demokratischer Propaganda infiltrierter Schwachkopf. Gruselig, was da für eine Maschinerie in Gang gebracht wird …
30.11.
Orangerot steht die Sonne hoch am Himmel. Eine Morgendämmerung wie aus „Jenseits von Afrika“. Was ist innen, was ist außen, was ist real, was nur Erscheinung. Die
Sonne geht auf und die Stimmung des schon Aufgestandenen ist noch mal eine andere Welt und doch mischt sich beides. Ein Schauen nach Außen und ein Spüren nach Innen, Gefühle mit der Ambition,
Ausdruck zu finden oder Gestalt anzunehmen: Heute vielleicht mal als Sonne oder ihre Strahlen, die das Glas des Fensters durchdringen und dann über die Netzhaut weiterwandern in mich
hinein.
1.12.
Was wenn das Attentat auf Donald Trump nicht fehlgeschlagen wäre? Hätte das alle Probleme gelöst? Wäre dass das Ende von Lobbyismus, Rassismus und Sexismus in
Amerika gewesen. Eine Frage, die man sich auch oft bei Adolf Hitler stellt. Was ist mit den sichtbaren und unsichtbaren Unterstützern der starken Männer und Autokraten? Gesellschaftlichem Klima,
der Historie, die bestimmte Strömungen und Radikalisierungen hervorbringen? Es gab mal einen Film mit dem Titel „Thousand Shades of Grey“. Ich habe seinerzeit den Witz gemacht, dass die
wenigsten eine solche Palette von Nuancen in ihrer Wahrnehmung und Handlung haben und vor allem Männer oft nur Two Schades of Grey wahrnehmen können, nämlich schwarz und weiß.
2.12.
Kalt ist es geworden. Das richtige Wetter zum Eisbaden. Hatte eine länger Pause und etwas Respekt davor mich wieder in kaltes Wasser zu wagen. Zu wissen, es ist
keine Wellness und es ist eine schmerzende Kälte. Aber nach 3 Jahren Übung und Routine weiß ich, dass der Entschluss einfach reinzugehen, langsam aber entschlossen, (ohne den Gedanken, dass es
kalt ist und unangenehm), bis ich bis zum Bauch im Wasser stehe und dann abzutauchen bis zu den Schultern. Atmen und sein für einige Minuten. Ein Song und dann wieder langsam und in Würde das
Wasser verlassen. So gut!
3.12.
Immer was sagen zu wollen oder im Prozess mit etwas sein, was wichtig oder mitteilenswert ist, kann ganz schön anstrengend sein. Seit einer Weile habe ich das
Schreiben zu einer Routine gemacht, d.h. ich schreibe jeden Morgen, egal ob es Themen gibt oder mir etwas einfällt: Einfach über das, was gerade da ist oder eben nicht. Und wenn ich mich erst mal
hingesetzt habe und einfach anfange, fließt es und die Finger legen einfach los, eilen den Gedanken voraus oder hinterher. Das weiß ich gar nicht so genau. Aber mit dieser „Technik“ wird das
Schreiben sozusagen mehr körperlich als kognitiv und damit auf eine gewisse Art … befreit. So fühlt es sich zumindest an. Es macht Spaß sich mal nicht zum Sklaven von Sinnhaftigkeit zu machen. In
diesem Sinne: Guten Morgen!
4.12.
Schreiben kann man ja fast überall. Sitze bei meinem Ostheopathen nach der Behandlung noch im Wartezimmer um de noch morgendlichen Schwung zum Schreiben zu nutzen.
Ein Thema hat noch vorhin eins im Kopf, aber das ist jetzt weg. Schon erstaunlich wie groß der tägliche Durchfluß an Themen, Ideen, Gedanken ist. Manches bleibt länger, wird noch mal gedreht und
aus unterschiedlichen Winkeln betrachtet, emotional aufgeladen, mit anderen Geschichten verknüpft, dann wo auch immer irgendwann abgelegt und meistens nicht mal mehr erinnert wenige Tage oder
auch nur Stunden später. „Was hast Du dir eigentlich dabei gedacht?“ kann oft nicht beantwortet werden, weil ich es einfach nicht mehr weiß und vielleicht ist das auch gut so.
5.12.
Ich mag James Bond Filme. Eigentlich passt das gar nicht zu meiner Grundhaltung und spirituellen Überzeugungen (Lizenz zum Töten? Das geht ja gar nichT). PC sind
die Filme nicht, das Frauen- und Männerbild sind flache und grobe Holzschnitte, die Storys eigentlich immer die gleiche, dafür die Stunts und die Bilder berauschend. Dafür ist Kino ja
gemacht, dass man ausbrechen kann aus dem engen Korsett des eigenen Alltags. Was ist Realität. Wenn ich vor der großen Leinwand im Kino sitze ist das sehr real. Auch wenn ich träume ist das im
Moment und in der Sphäre des Traums real. Mein Gestern war real, doch jetzt ist es vorbei. Was davon ist jetzt noch real, wenn es doch nur noch Erinnerung ist. So gesehen gibt es eigentlich keine
Realität oder Zeit. Untersuchung von Mingyur Rinpoche zu Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft.
6.12.
Heuchelei ist das Wort, das mir gerade durch den Kopf geht. Im Englischen Hypocracy. Heißt das eigentlich hyperkritisch? Muss ich mal nachschauen, wäre ja
eigentlich das Gegenteil. Nicht ehrlich sein, so tun als wäre alles in Ordnung und schön. Kein Grund zur Sorge oder Kritik. Meist gibt es dafür ja ein Objekt im außen. Jemandem, dem wir etwas
vormachen, ein Schauspiel inszenieren, obwohl unser versteckter Standpunkt und unsere Überzeugung ganz andere sind. Frage ich mich, ob das auch in Bezug auf einen selbst Heuchelei genannt werden
kann? Heuchelei hat für mich den Geschmack von hinterhältiger Lüge. Tue ich mir das selbst an? Bin ja interessiert daran, gute Umstände für mich zu haben, glücklich, zufrieden und gesund zu sein.
Doch, manchmal belüge ich mich, damit es nicht so weht tut … für einen Moment.
7.12.
Nikolaus ist vorbei, der 2. Advent ist morgen und dann bald Weihnachten. Hat ich nicht so viel geändert an meinem Verhältnissen zu den Weihnachtszeit. Ich nehme Sie
in Kauf, akzeptiere dass vielem mich rum in einer besinnlichen bis glückseligen Stimmung surfen. Am Heiligabend werde ich mit Freunden essen und ich freue mich auch darauf … ein wenig. Das jemand
dabei ist der bei mir einige Knöpfe drückt ist auch Ok. Das ist ja auch den Rest des Jahres so. Ausserdem ist es ja an mir wie sehr ich mich dem aussetze. Ob ich entscheide mir das tiefer
anzuschauen oder für diesen Moment einfach damit lebe, dass ich trotz Meditationspraxis immer noch viele Emotionen habe und manche Menschen oder Situationen mich nerven. Ich werde weiter üben in
meinen Möglichkeiten … auch in der Weihnachtszeit.
8.12.
Eigentlich sind wir immer alleine. Nicht unbedingt einsam aber alleine, mit unserem Körper, Gedanken, die Sicht auf die Welt und die Dinge, selbst wenn wir uns
austauschen oder Kontakt aufnehmen. Wir bleiben im eigenen Universum und begegnen zahllosen anderen Universen, wenn wir mit anderen kommunizieren oder unseren Hund streicheln. Das bedeutet
einerseits Freiheit, aber auch ein Gefangensein in der Vorstellung von einem mir und anderen, sympathisch und unsympathisch, richtig und falsch. Das war meine Kontemplation gestern nachmittag und
Ausgangspunkt war ein Gefühl des Unglücklichseins und der Einsamkeit. Da kann man tief einsteigen und es ist unangenehm. Das habe ich sozusagen ausgehalten und dann gab es irgendwann einen Raum
für das Kontemplieren über das Alleinesein und das war dann irgendwann, irgendwie …gut.
9.12.
Wenn ich darüber nachdenke, was ich denn heute schreiben möchte statt zu schreiben, wird es eng in mir und eine ganze Welt von Unzulänglichkeiten und
Unmöglichkeiten nehmen einen traurigen Platz ein in meinem Geist. Ich werde Zeuge der Inszenierung einer Selbstentmächtigung, die, wenn ich sie sorgenvoll betrachte, sehr mächtig werden kann. Ich
werde zum Gehilfen oder Werkzeug, indem ich bekräftige, dass und warum ich etwas nicht kann, nicht so gut kann oder noch nie wirklich konnte. Ich biete mich an als Spürhund für die Jagd auf die
Gründe, Ursachen und Schuldigen für diesen Mangel, den ich schmerzhaft und erniedrigend finde. Soviele Worte und Zuweisungen sind in meinem Repertoire für die Beschreibung dieses ungewollten
Kindes namens Nichtperfektsein. Das hat schon was Kreatives und wenn ich einem Moment innehalte und das nur registriere oder beobachte, werde ich etwas sanfter mit mir und denke, es gibt wahrlich
„Schlimmeres“ als diese Momente.
10.12.
Wer bin ich? Wie geht’s mir? Komisch, dass diese Frage ab einem bestimmten Alter immer noch nicht einfach mal beantwortet ist. Die Schwankungen zwischen dem Gestern
und Morgen können ähnlich turbulent sein wie in meinen Teeniejahren und selbst sekündliche Umschwünge sind auch jetzt noch möglich. Das mit dem yogagleichen Fluß bleibt ein Ideal, ist aber nicht
fixierbar, was der Natur eines Flusses ja auch widersprechen würde. Die Sehnsucht nach Verlässlichkeit, Dauerhaftigkeit und Glückseligkeit bleibt ein oft beunruhigender ungeduldiger Antrieb. Wie
einer meiner ersten Mentoren Werner mal gesagt hat: „Keine Sau verändert sich freiwillig! Es braucht oft schmerzhafte Motivatoren, die einem keine andere Wahl lassen. Sichtbar und spürbar älter
zu werden ist ein gemeiner Hinweis darauf, dass ich mich nicht ewig trotzig dem Erwachsenwerden verweigern kann und damit der Vorbereitung auf meinen Abschied und dem Tod ins Auge sehen muss. Im
Angesicht dessen sind meine immer noch kindlichen Weigerungen irgendwie komisch, aber vielleicht auch menschlich.
11.12.
Heute ist mein freier Tag! Ich kann also tun, was ich will, wonach mir ist. Ich bin frei! Frei von was und was ist denn Freiheit? An meinem freien Tag habe ich
Wellness- oder Gesundheitstermine bei Lars meinem Osteopathen und am Nachmittag mit meiner Therapiegruppe. Ansonsten ist das der Tag wo ich im Kaffe sitze, ein Buch lese, schreibe und zeichne.
Meine Freiheit ist sozusagen geplant, partitioniert und portioniert in Teile, die den Titel „Gut für mich“ haben. Manchmal habe ich Stress damit, weil ich das Gefühl habe, dass ich das „Gut für
mich“ nicht gut genug gestalte, also nicht gut genug bin im gut sein. Ein vertrautes Muster, das sich nicht wirklich nach Freiheit anfühlt. Heißt das im Umkehrschluß, dass ich an den anderen
Tagen der Woche, des Monats, meines Lebens nicht gut für mich sorge? Eine interessante Frage und Spur, die ich mal verfolgen werde. Aber nicht heute! Ich habe ja schließlich einen freien
Tag.
12.12.
Was ist eigentlich Familie? Vater, Mutter, Kind, Hund und Katze und der Dorfpfarrer? Jeder hat seine eigene Geschichte und doch gibt es eine Gemeinsamkeit. Familie
prägt, über Generationen und tiefer als wir erinnern können. Präsenz in Träumen und in täglichen Mustern, deren Ursprung wir oft nicht mal identifizieren können. Aber auch Sehnsüchte, liebevolle
Erinnerungen, Verbundenheit, Solidarität sind Familie. Und es gibt Orte, Feste, Rituale die eng mit Familie verbunden sind, Eins davon ist Weihnachten. Ein Spiegel, der uns zeigt wo wir mit uns
und unserer Familie stehen oder gerne stehen würden. Weihnachten ist ein echtes Schwergewicht unter den Familienfesten und ich persönlich habe immer einen Distanz zu diesem Event, die beides ist:
schmerzhaft und befreiend. Mittlerweile nehme ich das nicht mehr so wichtig und akzeptiere einfach, dass Weihnachten auch für mich emotional aufgeladen ist und dass es spätestens am 27.12. auch
wieder vorbei ist. Was dann noch bleibt sind Lebkuchen und andere Festtagsessensreste auf der eigenen Hüfte oder in Tupperdosen im Kühlschrank.
13.12.
Heute morgen rutschten im Halbschlaf ganz überraschend vergangene Beziehungen in mein Gewahrsein. Und als ich aufhörte mir die Frage zu stellen wo das denn jetzt
herkommt, fing ich an etwas tiefer einzutauchen und mich zu erinnern an die Begegnung, ihren Duft, was uns verbunden hat, wie es sich anfühlte miteinander zu schlafen und was schwierig war mit
ihr aber an und in mir. Ich habe dann noch mal alle Beziehungen und Affären, die ich erinnere, „wiederbelebt“ und mich bedankt für die Begegnung, bei manchen entschuldigt für meine Begrenzungen
und verletzenden Worte oder Handlungen oder und habe mich dann verabschiedet. Habe dann beim Frühstück einer Freundin davon erzählt und sie sagte, dass sie das aus ihrem 3-Jahres Retreat kennt
und als einen Prozess der Reinigung erlebt hat. Klingt doch gut, oder?
14.12.
Habe gestern auf der Suche nach gute alkoholfreien Weinen gelesen, dass es in meiner Nähe am Steinplatz eine Bar gibt, die eine exquisite Auswahl hat. Ich hatte in
den 90ern meine Club- und Barzeit und da wurde noch ordentlich gequalmt und Alkohol war der adäquate Begleiter. Auch in den Agenturen, für die ich als Designer und Texter gearbeitet habe, galt
das Motto: „In deutschen Agenturen darf nie wieder eine Zigarette oder Joint ausgehen. Das Rauchen habe ich 2007 aufgegeben und vom Alkohol habe ich immer mal wieder längere Pausen gemacht, aber
es blieb eine starke Gewohnheit, der ich vor einem halben Jahr mal wieder eine Auszeit gegeben habe. Damit geht es mir sehr gut und eigentlich habe ich auch genug getrunken die letzten 40 Jahre.
Vorbei! Was geblieben ist, ist ein Faible für Genuß generell und speziell gutes Essen und Trinken. Eine Art Selbstfürsorge, die ja auch gerade in allen möglichen Varianten im Trend ist. Eine gute
Mitte zu finden zwischen der dem Menschen eigenen Gier und einer genuß- und freudvollen Teilnahme am Leben ist nicht einfach in einer Zeit in der ganze Industrien versuchen mit krankmachenden
Nahrungs- und Genussmitteln enormen Profit zu machen. Dass Menschen sich gesund ernähren, heißt zwar nicht zwangsläufig. dass sie länger leben, aber meist gesünder sterben. Das hat für mich
durchaus eine Qualität.
15.12.
Horror Vacuii. Das ist die Angst vor der Leere. Im Falle des Schreibenden, die Angst vor der Leere des weißen Blattes und dass man das nicht füllen kann mit Poesie
oder Sinn oder überhaupt einem ersten Wort. Das kam mir heute morgen in den Sinn und für einen kurzen Moment, war da tatsächlich eine Angst, dass das passieren könnte. Doch wenn ich dann einfach
anfange zu schreiben von dem, was gerade durch meinen Kopf geht, ohne Filter oder Urteil über eine gewünschte Bedeutsamkeit, dann fließt einfach auf’s Blatt was gerade da ist. Dazu braucht es
etwas Übung oder Disziplin, aber letztlich ist es ein Akzeptieren der Nutzlosigkeit dieses Moments und das ist eigentlich ein wichtiger und großartiger Moment, denn in einem gefüllten Raum ist
wenig Platz für Neues. So gesehen ist die Leere der Geburtsort von Kreativität: die Lehre aus der Leerheit.
16.12.
Guten Morgen! Zum Aufstehen braucht es manchmal Mut oder der einfach die Entschlossenheit aufzustehen und die miese Stimmung mit unter die Dusche zu nehmen. Die ist
danach nicht unbedingt besser, aber irgendwas ist anders, wenn ich entschieden habe die Regierungsverantwortung nicht meiner Laune zu übertragen. Koalitionsbereitschaft? Ja! Ein Terrorregime
unterstützen? Nein! Diese Klarheit macht mich etwas flexibler und auch sanfter mit meinem trotzigen oder manchmal einfach nur unglücklichem kleinen Jungen, der einfach etwas Zeit braucht und eine
Umarmung bevor die erwachsenen und vermeintlich vernünftigen Missionare und Aktivisten sich der Welt annehmen. Also nochmal: Guten Morgen, wenn alle dann soweit sind.
17.12.
Einen Fokus haben ist hilfreich. Eine Entscheidung zu treffen, was jetzt getan wird, ist eine Stärke. Wollte mich gerade hinsetzen und schreiben und bekam eine
Nachricht, dass jemand dringend ein Zimmer über weihnachtenden bei uns braucht und genauso dringend eine Entscheidung ob ich das möglich machen kann. Eine unerwünschte Ablenkung, wie das Leben
sie dauernd parat hat und ein interessantes Objekt der Untersuchung meins eigenen Geistes. Ein Mix aus „Das passt jetzt gar nicht“ und einem Gefühl des Geschmeicheltseins, dass ich helfen kann.
Da ist er hin der Fokus und jetzt gilt es nur zu „justieren“ und mit den Umständen zu tanzen. Eigentlich nicht so schwer und freudvoll, wenn ich die künstlich erhöhte Empörung über die
morgendliche Störung einfach verrrauchen und weiterziehen lassen. Kein Drama, sondern eine wunderbare Möglichkeit einen neuen schritt oder Move zu lernen und zu feiern, dass ich das noch kann.
Swing!
18.12.
War gestern Abend im Kino in einem der besten Filme, die ich seit langem gesehen habe. KONKLAVE. Es geht um die Wahl ein neuen Papstes durch die Kardinäle, die
Intrigen und dunklen Seiten der einzelnen Kandidaten und um verkrustete und weltfremde kirchliche Strukturen. So weit, so bekannt! Ein wirkliches großartiges Drehbuch und die Performance der
Schauspieler waren das Neue. Diese Eindrücke haben mich bis in die Nacht begleitet und ich erinnere mich an das Geträumte. Ich war in der Situation eines Lehrenden. Was ich gelehrt habe weiß ich
nicht, aber es war eher die Art zu lehren, die ich erinnere. Mehr aus Erfahrung und spontan, als aus der stabilen Basis des Studiums heraus. Das ging gut bis zu einem Punkt, wo ich nach Wissen
gefragt wurde, dass ich nicht hatte. Das brachte mich aus dem Konzept und ließ mich meine Kompetenz als Lehrer hinterfragen. Was mir als Geschmack noch bis zum Aufwachen blieb, war die
Überzeugung, dass es eine Balance braucht zwischen fundiertem Studium und praktischer und spielerischer Vermittlung von Inhalten. Eigentlich eine Frage, die mich schon lange begleitet und
illustriert wird duch meine Art des Arbeitens, Lebens und Studieren im spirituellen und alltäglichen Bereichen.
19.12.
So. ab heute habe ich Urlaub bis zum 5. Januar und auch schon Pläne oder Ideen, was ich mit mir und soviel Zeit anfange. Bin nicht so gut im Urlaub machen, deswegen
braucht es eine gute Mischung aus geplanten Aktivitäten und freier U´Zeit einfach zum erholen und Nichtstun. Mal sehen, wie das klappt dieses Mal. Werde für ein paar Tage, sie ih mir noch
aussuchen kann in der Wohnung von Freunden sein und mein Schreibprojekt „Als gäb’s kein Morgen - Notizen zur Vergänglichkeit“ voranzubringen. Vielleicht gut, das hier „anzukündigen“. Das ist das
schon eine Art Commitment, auch wenn ich der einzige bin, der diese Notiz noch einmal liest. Kreativität braucht Disziplin, damit ich dranbleibe, auch und gerade wenn ich nicht hochgradig
inspiriert bin. Jetzt erst mal Wäsche waschen, dann gemütlich ins Café setzen und den lieben Holger einen guten Mann sein lassen. Das ist für heute der Plan.
20.12.
Manchmal fühle ich mich nicht wohl in meiner Haut und kann nicht mal benennen warum eigentlich und was mit mir los ist. Ich kann nicht mal sagen, ob es eher
körperlich oder emotional ist, was mich plagt. Es ist kein Schmerz der lokalisierbar ist, eher ein Fremdsein, nicht zuhause sein. Keiner da, wenn ich anklopfe bei mir. Das will ich ändern, weiß
aber gar nicht was und wie. Abgeschnitten von dem was um mich herum passiert aber auch keinen Zugang zu dem was in mir ist. Und doch gibt es einen, der das gerade beschreiben kann. Das ist doch
ein Lebenszeichen. Nicht in der gewünschten Vitalität oder Klarheit, aber es ist da, das nicht da sein. Bezugslos zu sein, könnte ja auch Freiheit bedeuten, fühlt sich aber nicht so an.
Vielleicht ist das der Grund, warum wir einen Körper haben der fühlt und einen Geist der feststellt, dass wir gerade nichts fühlen. Komisch, oder?
21.12.
Hatte Gestern einen Rasierklingenwechsel, dessen ich mir heute morgen nicht mehr gewahr war. Etwas zu lässig bin ich mit der neuen scharfen Klinge über mein Kinn
gegangen und habe mir ein kleine Stück Haut weggehobelt. Es tat nicht weh, aber der Schnitt war tief genug, dass die Blutung nicht so leicht zu stillen war und auch nach dem kalten Duschen noch
fleißig weiter tröpfelte. Mein Duschhandtuch hatte auch ein paar rote Punkte. Kleiner Tipp an dieser Stelle: Blut lässt sich gut aus Textilien entfernen, wenn man es mit kalten Wasser rauswäscht,
solange es noch nicht getrocknet ist. Unser Körper ist schon ein Phänomen. Ein hochkomplexes Zusammenspiel von Zellen, Nerven, Blutgefäßen, Muskelfasern, Organen. Ganz zu schweigen von den
biochemischen und anderen Prozessen, die uns zu fühlenden und denkenden Wesen machen. Ein erstaunliches Fahrzeug, dass uns für eine kurze Zeit zur Verfügung steht um Handlung und Bewusstsein zur
Reife zu bringen. Jetzt habe ich einen kleinen Reminder in Form eines Pflasters auf meinem Kinn, der mich an das Wunder und die Verletzlichkeit meines Körpers erinnert, zumindest wenn ich heute
in den Spiegel schaue.
22.12.
Gestern habe ich eine Anfrage über meine Instagram Account bekommen, ob ich interessiert wäre als Texter und Autor von KI ins Deutsche übersetzte Texte zu
optimieren. Ich habe gemischte Gefühle zu KI, die rasante Fortschritte macht und ähnlich der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts wohl nicht mehr aufzuhalten ist. Sie kann potentiell viel
Gutes bewirken, aber uns auch beherrschen und mehr Kontrolle über unser Leben übernehmen als gut ist. Gleichzeitig habe ich ich da schon Fragen nach den Möglichkeiten dieser Technologie. Kann KI
emotional oder auch emphatisch sein oder gar spirituell? Wie sieht es aus mit Satire und Humor generell? Ist das lernbar für eine Maschine, die ja letztlich „nur“ simulieren und weiterentwickeln
kann, was man ihr füttert, dachte ich zumindest bisher. Wie Affen, die durch Nachahmung dazulernen. Das wird sich ziemlich schnell zeigen und ich bin nach wie vor unentschieden ob und wie ich
davon partizipieren oder sogar beitragen oder mitgestalten möchte …
Zusatz vom 26.12.; Fand das interessant und hatte noch einige Fragen dazu. Das war wohl in der Ki-generierten Anzeige und Bewerbungsprozedere keine Option. Das habe
ich „denen“ aber geschrieben und habe jetzt tatsächlich doch eine Bearbeitungsnummer in deren System. Habe sehr gemischte Gefühle zu dieser Technologie, die sich gerade beängstigend rasant
weiterentwickelt. Vergleichbar ist es mit der industriellen Revolution und den ersten Fabriken n den Großstädten Ende des 19. Jahrhunderts. Das hat alles verändert und beschleunigt und hat neben
viel sozialen Problemen und Umwälzungen in der Arbeitswelt auch die Arbeiterbewegung hervorgebracht.
23.12.
Habe lange geschlafen heute. Das tue ich selten, auch weil ich denke, dass ich dann faul bin oder depressiv und nicht mutig genug mich dem Tag zu stellen, der vor
mir liegt. Das ist sozusagen die halbe Wahrheit. Ein Teil von mir möchte faul sein und nicht ständig vitalisiert und euphorisch dem neuen Tag meinen enthusiastischen Stempel aufdrücken. Komisch,
dass ich mit 60 Jahren immer noch keine gute Mitte gefunden habe und die Prägung von Leistungsdenken noch so stark in mir wirkt. Das nicht zuzugeben und sich im nächsten Schritt zu schämen
scheint mir eher eine Verfestigung dieser ungewollten Herrschaft zu fördern. Deshalb akzeptiere ich jetzt einfach mal, dass diese Prägung noch präsent ist und schaue auf den restlichen Tag, den
ich noch vor mir habe um etwas zu gestalten oder auch nicht oder auch faul zu sein.
24.12.
Heute Abend ist das Christmas Dinner mit der Community und Freunden im mittleren Schreinraum. Zuerst war es ein kleines Event mit 4 Leuten. Dann gab es noch mehr
Einladungen, weil ja Weihnachten ist, auch an jemanden mit dem ich nicht wirklich Lust habe in einem, bis dahin eher vertrauten Kreis, ein Weihnachtsdinner zu haben. Jetzt sind wir wahrscheinlich
15 bis 20 Leute und dann ist es eigentlich auch egal, ob diese Person dabei ist. Ich kann ihr ja aus dem Weg gehen, der Tisch und die Gesellschaft sind groß genug. Trotzdem hat es mich eine Weile
beschäftigt, dass mein Herz „nicht groß genug“ war, alle willkommen zu heißen, die gerne dabei sein möchten. So war es halt und ich habe das auch gesagt und mir offen gehalten, ob ich dazukommen
mag. Schade, dass ich an dem Punkt so bin, aber irgendwie ist es auch gut, klar zu sein und mir selbst einzugestehen, dass ich noch ein Stück Weg habe bis ich wirklich frei bin von Hoffnung und
Furcht.
25.12.
Ein herrlicher Sonnenaufgang inszeniert sich gerade vor mir hinter meinem Fenster und irgendein Motor in meinem Mac rotiert und macht beunruhigende Geräusche. Keine
Ahnung wo im Inneren des Geräts der platziert ist und was seine Aufgabe ist, außer mich zu warnen vor … dem Ende seiner Welt. Er ist Baujahr 2008 und somit schon länger als man erwarten kann in
meinen Diensten. Schreibe jetzt immer fleißig Backups als Vorbereitung auf seinen möglicherweise sehr nahem Abschied aus meinem Leben. Was von all den Daten werde ich wirklich noch jemals
brauchen. Was davon ist wichtig für den Fortbestand meiner Existenz, bzw, ist ein tauglicher Beleg für die Quantität und Qualität meines digitalen Wirkens. Eine Interessante Reflexion über die
Frage, was von mir bleiben soll in dieser Welt. Animiert von einem Sonnenaufgang und einem komischen Geräusch.
26.12.
Zwei Themen möchten gerade aufgeschrieben werden. Nr. 1: KI / Habe über meinen Linkedin-Account eine Anfrage bekommen, ob ich interessiert bin KI-generierte Texte
in Deutsch zu lektorieren und optimieren für 29 Dollar/Stunde. Uups, sehe gerade, das ich dazu schon eine Notiz gemacht hab von 4 Tagen. Dann kann ich mich ja dem zweiten Thema des Morgens
widmen: Liebesbeziehungen. Die sind auch Arbeit, aber eher auf der inneren Ebene. Davon habe ich einiges gemacht in meinen bisherigen Leben und seit einigen Jahren bin ich in keiner
Beziehung mehr mit einer Partnerin. Heute morgen habe ich mich an Situationen und Begegnungen erinnert, in denen ich mich mit Frauen tief verbunden gefühlt habe. Das waren manchmal nur kurze
Momente und es waren keine Erinnerungen an frühere Beziehungen, sondern an offene Herzen und ein Gefühl der tiefen Verbundenheit und Hingabe an diesen Augenblick. Wir irgendwann KI in der Lage
sein, so etwas zu fühlen? Mein Antwort jetzt ist NEIN, aber wichtiger ist vielleicht auch die Frage, werden wir als Menschen künftig noch in der Lage sein, so etwas zu fühlen und einen Platz zu
geben?
27.12.
Sein oder nicht Sein
Wenn wir uns verlieben, dann sehen wir oft in dem anderen das „Objekt“ ohne dass wir nicht sein können oder nicht das sind was wir sein wollen, machen uns abhängig
von der Zustimmung und Liebe des anderen. Gestern habe ich einen interessanten Gedanken gelesen zum Verlieben. Ein weicher Ansatz, dem das Verständnis von Leerheit und dem Nichtvorhandensein
eines Selbst zu gründe liegt. Verliebtsein ist die Projektion von dem wer wir sein wollen auf den/die andere*n. Wir machen dem anderen zum Ideal unseres Selbstbildes (die liebenswerte Person, die
wir eigentlich sein wollen). „Enttäuschung ist damit vorprogrammiert und letztlich auch nötig, da wir ja einer Täuschung unterliegen. Tröstlich und hilfreich war für mich dieser Gedanke, da er
von einer guten Motivation und nicht einem bewußten Missbrauch des Objekts meiner Liebe ausgeht und uns zurückbringen kann zu der Quelle unserer Transformations-Kraft und somit zu uns selbst und
unserem Geist. Was für eine Freiheit!
28.12.
All those lonely people
War gerade einkaufen für mein Wochenende in Peter und Dagmars Apartment, die gerade in Portugal sind im Urlaub. Die Regale im Edeka sind unendlich viel und alle
gefüllt. Der pralle Überfluß quillt einem entgegen. Dagegen sind die Gesichter mancher Konsumenten ganz schön traurig und die Augen schauen vor allem ins Leere statt in die Fülle. Mir fällt der
Song der Beatles ein. Alle the lonely people eher do this all come from, all the lonely people where do they all belong. Un d für einen Moment fühle auch ich mich ganz schön alleine mit meinem
halb gefüllten Einkaufswagen. Dabei habe ich mich mir genau das gerade für für ein paar Tage ausgesucht. Alleine in der Wohnung meiner Freunde, Zeit für mich, Meditation und mein Buchprojekt. Das
war meine Wahl für die Zeit bis zum Jahreswechsel. Und doch gab es eben diesem unangenehmen Moment im Discounter, wo mich die Berührung mit dem Alleinesein in dieser Welt hat zweifeln
lassen, ob die Idee des Rückzugs für ein paar Tage eine gute war. Jetzt denke ich das ist eigentlich ein guter Start, denn ich bin alleine und wurde erinnert, dass das beides mit sich bringt:
Klarheit und Traurigkeit.
29.12.
Irgendwas denkt man ja immer. Jetzt denke ich darüber nach, was ich denn gerade denke und wie ich das in Worte fasse. Das Denken ist eigentlich die Aktivität, die
wir am wenigsten unter Kontrolle haben, obwohl es ja eine seiner Aufgaben ist, Kontrolle zu übernehmen, kluge Pläne zu machen und zu visualisieren wie man diese Pläne umsetzt. Beim Ausführen
dieser Kernaufgabe fällt unglaublich viel Abfall an, der zum Teil gleich wieder verschwindet aus unserem Bewusstsein und zum Teil länger im System bleibt, sich einnistet und immer wiederkehrt. Je
häufiger wir Gedanken reanimieren, desto fester werden sie und erlangen irgendwann den Titel Realität in unserer kleinen Welt. Und Realität bedeutet, dass die Dinge genauso so sind, schon
immer waren und inkludiert auch ein gefühlt fundiertes Wissen darum, wie die Dinge und die Welt um mich herum wirklich ist. Das eben geschriebene ist auch das Ergebnis von Denken und ich denke,
dass ich jetzt etwas tiefsinniges und kluges zu Papier gebracht habe. Schon seltsam. was wir uns so denken.
30.12.
Habe einen traurigen Morgen. Damit bin ich aufgewacht ohne genau sagen zu können, warum und woher das kommt. Trauer ist mir vertraut, nicht mein beliebtester
Begleiter, aber einer der konstantesten. Schwierig wird es, wenn ich sie absolut nicht an meiner Seite haben möchte, dann wird es schmerzvoll, weil sie nicht fühlen zu wollen tut ihr weh und
somit mir weh. Sie ist eigentlich ein Teil von mir oder anders gesagt ich bin die Trauer, die Trauer bin ich. Sie ist der Zugang zu den tieferen Aspekten meines Seins und einer Ihrer Aufträge ist
Heilung. Dass sie oft bei mir ist, heißt wahrscheinlich nur, dass ich noch viel Heilung brauche. Und das kann ich tatsächlich fühlen ohne mich wehren zu müssen. Es entsteht ein Platz für
Mitgefühl und Frieden.
31.12.
Ich scheiß auf Silvester und Neujahr! Seit dem Aufstehen habe ich den Wunsch und jetzt den Vorsatz das aufzuschreiben heute morgen. Das ist nicht nett und auch
nicht buddhistisch. Das werde ich wahrscheinlich nie veröffentlichen, aber es ist die Wahrheit und das nicht erst seit 2024. Weihnachten und Neujahr ist für mich die Zeit, in der ich spüre und
erinnere wie einsam ich bin. Dass meine Töchter keinen Kontakt mehr zu mir wollen, weil zwei von ihnen in ihrer Therapie diffuse Erinnerungen an sexuellen Missbrauch hatten, den sie mir mit
verknüpfen. So hat es mir meine Exfrau am Telefon gesagt. Die Mädels reden nicht mit mir. Und ich wollte auch nicht gleich mit Ihnen reden, als ich von den Vorwürfen erfahren habe, auch weil ich
kurz vor dem Beginn meines 3-Monats Retreats war. Danach wollten sie nicht mehr mit mir reden. Wahrscheinlich sind wir alle kindisch und trotzig in unseren Reaktionen … und verletzt. Ich hoffe,
wir finden irgendwann einen Weg wieder miteinander zu reden und zu verstehen, was auch immer es zu verstehen gibt. Ich glaube es geht um mehr als Vorwürfe und um mehr als die
Vater/Tochter-Beziehungen. Ein gutes neues Jahr wäre schön.
1.1.25
2025! Ein neues Jahr und der gleiche Holger? Das wird sich zeigen. Vertraut ist schonmal., dass ich nicht euphorisch aus dem Bett gesprungen bin und glückstrunken
den frischen Tage begrüßt habe. Sieht so aus, als wäre die Trauer und vielleicht auch Wut noch eine Weile meine treuen Begleiter. In den letzten Tages des Jahre 2024 hatte ich mich zurückgezogen
und meinem Schreibprojekt gewidmet und damit ach mir und was in mir gerade lebendig und tot ist. Ein Eintauchen in etwas tiefere Schichten meins Fühlen und Denkens, der auch der Erinnerungen. Es
ist so vertraut in trauriger Stimmung zu sein und genauso vertraut ist es, das nicht fühlen zu wollen. Es gibt jede Menge innere Parolen um mich wieder auf die Spur von Leistung und Lebensenergie
zu bringen. MIr scheint, es ist an der Zeit in meiner Trauer nicht nur einen Teil meines Wesens zu sehen sondern auch als Quelle von tieferem Wissen. Zuhause sein in mir ist eine große Sehnsucht.
Happy new year?
2.1.
Habe ein Real auf YouTube gesehen, in welchem Elon Musk darüber philosophiert, dass wir wohl niemals das Ende des Alls erreichen werden, selbst wenn wir es schaffen
sollten Raumschiffe zu bauen, die schneller als das Licht fliegen, weil sich das All immer weiter in einer noch größeren Geschwindigkeit ausdehnt. Der Wunsch nach Klarheit, Wissen, Definition und
Grenzen ist ein sehr menschlicher und wir tun ja alles menschenmögliche um das zu befriedigen auf allen Ebenen, auch ökonomisch und politisch. Im gleichen Atemzug mit der Grenzenlosigkeit des
Alls kritisiert Musk den Wunsch nach Weltfrieden und die Abwesenheit von Kriegen als einen naiven Gedanken, der notwendige politische und geographische Grenzen negiert. Was auf den ersten Blick
vielleicht innovativ und klug erscheint, hat für mich vor allem den Geschmack einer Propaganda, welche die Notwendigkeit einer überlegenen und herrschenden Klasse oder gar Rasse legitimieren
soll. Aus philosophisch buddhistischer Sicht ist das Festhalten an einem real existierenden„Ich“ und „Anderen“ eine Täuschung, die uns solange in einem Kreislauf gefangen hält, bis wir erkannt
haben, wer wir wirklich sind: Erleuchtete Wesen ohne Begrenzung durch einen Körper, Konzepte, Zeit und Raum. Auf der relativen Ebene sind wir aber tatsächlich die sterblichen Wesen, die essen,
arbeiten und Verantwortung übernehmen müssen. Man muss kein Buddhist sein, um sich mit der Vision einer erleuchteten Gesellschaft zu verbinden statt mit den Allmachtsfantasien einer
privilegierten Herrscherklasse und Mitgefühl ist für mich keine Schwäche, sondern eine der grundlegenden und wichtigsten menschlichen Qualitäten.
3.1.
War bis 12:00 im Bett! Keine Lust aufzustehen und deprimiert, einsam und vor allem darüber frustriert, dass ich nicht „wirklich“ vorankomme mit dem Schreibprojekt,
einer ersehnten Partnerschaft und tiefen Verbindung. Zudem plagt mich immer wieder, dass meine Töchter seit nunmehr 3 Jahren keinen Kontakt mit mir haben. Fühle mich wie ein Gestrandeter, der nur
noch zurückblickt auf seine Fehler und was alles schief gelaufen ist in meinem Leben. Bin regelrecht blockiert für andere Gedanken oder Realitäten. Da werde ich wohl durch müssen und vielleicht
auch mal loslassen, dass ich auch eine gute Figur machen muß, wenn ich durch die Scheiße gehe. Die einzige Routine, die ich noch aufrechterhalten kann, ist das Schreiben jetzt heute Morgen. Ok,
ich bin aufgestanden und habe geduscht und mache gleich noch Einkäufe für die Pizza mit Jonathan und Lydia heute Abend. Das ist doch auch schon mal was.
3.1.2
Habe gerade realisiert, dass es Trauer ist, die hinter all den Beschreibungen steckt. Das ist tröstlich, denn das heißt, dass ich noch lieben kann, aber nicht weiß,
wohin damit.
4.1.
Habe überraschend von meinem Papa geträumt, der 2012 gestorben ist. Ich habe ihn im Arm gehalten, umarmt und wir haben uns geküsst. Gleichzeitig war eigemeiner
Töchter am Telefon, der es gerade sehr schlecht ging und er versuchten ihr zu helfen und sprach jede Menge Worte, die sie trösten sollten. Die kamen aber nicht bei ihr an, weil sie selbst die
ganze Zeit ins Telefon sprach. Es war eine innige Begegnung mit meinem Vater und gleichzeitig eine skurrile Situation mit dem gleichzeitig laufenden Telefonat. Es scheint mir ein Puzzleteil zu
sein, In meiner gerade auftauchenden Trauer zu sein und auch heute bin ich spät aufgestanden und finde es nicht einfach, in den Tag zu gehen. Man wird vielleicht sehen … am Ende des
Tages.
6.1.
Dzongsar Khyentse Rinpoche hat in seinem Talk in Paris am 8. Dezember über Ai gesprochen und eine etwas andere Perspektive eröffnet. Er sagte, dass er in gewisser
Weise froh ist, dass AI so ein großes Thema ist, weil es eine Chance ist zu sehen oder reflektieren wie besessen wir von der Wichtigkeit unseres Selbst sind. Das ist ein wirklich interessanter
Hinweis nicht nur aus spiritueller Sicht. Wir verwenden viel Energie darauf unsere Identität als etwas festes und unverrückbares zu betonieren und dabei ignorieren, dass sich nahezu alles in
jedem Moment verändern oder einfach verschwinden kann. Das macht uns letztlich kleiner und enger als wir sein könnten. Wenn ohnehin alles veränderlich ist, könnten wir etwas entspannter und
weiträumiger sein in unseren Bemühungen und Handlungen. Entspannt bedeutet nicht unverantwortlich sein, aber wir haben mehr Optionen als wir glauben oder uns auch zutrauen. Diese Haltung wird
nicht „die Welt retten“, denn auch die hat ein Ablaufdatum, aber es zeigt uns den Weg in unsere innere Welt, die um so vieles größer und wirklicher ist, als das Außen mit dem wir uns
identifizieren.
7.1.
Wo soll das hinführen? Habe soviel Ideen und Projekte zum Thema Holger mit den Unterabteilungen Körper, Sprache und Geist. Gesund ernähren. Eine neue Workouts App
sind am Start und Eisbaden mit Singen. Tägliches Schreiben ist seit 6 Wochen meine morgendliche Routine und spirituelles Studium und Praxis haben auch einen festen Platz in meinem Tag (fast
immer). Im Moment fühlt es sich an wie ein Programm zur Selbstoptimierung, getrieben von dem Bewusstsein, dass ich nicht ewig lebe und auch der Angst vorm Sterben und dann noch nicht gut
vorbereitet zu sein um wirklich gehen zu können. Gleichzeitig brennt in mir auch noch das Feuer und die Lust in Beziehung zu sein mit Freunden und auch einer Partnerin. Nicht so einfach all die
Bälle in der Luft zu halten und mich nicht zu verlieren in all den Ambitionen und Plänen. Mein tiefster Wunsch ist Frieden und ein liebevolles Sein mit mir und der Welt.
8.1.
Guten Morgen, Guten Tag und Gute Nacht! Heute ist der 1. Jahrestag eines Sanghafreundes aus Kassel, den ich sehr mochte. Wir waren keine engen Freunde, hatten nur
selten Kontakt, aber ich schätzte sein freundliches Wesen und seinen Humor. Er war in meinem Alter, hatte schon lange eine chronische Erkrankung, aber dass er gegangen ist, war trotzdem
überraschend, denn er war noch voller Vitalität und Pläne. Das wird jetzt öfters passieren und welche Nummer ich gezogen habe ist vielleicht schon klar, aber ich weiß es noch nicht. Das hat
Folgen, nämlich hoffentlich die, dass ich mir jeden morgen klar werde, dass der kommende Tag eine nicht selbstverständliche Gelegenheit ist, freundlich und dankbar zu sein für eine weitere Runde
des Lernens, Leisewerdens und Zuhörenes, Kreierens und Loslassens.
9.1.
Wie geht’s uns denn heute? Das ist die klassische Frage eines Arztes oder der Krankenschwester an den Patienten. Ein Ansprache, die eine Adressaten hat und einen
der/die signalisiert, dass er/ sie sympathisiert oder sich solidarisiert. Das kann einen leicht grotesken oder überheblichen Geschmack haben, je nachdem wie es betont wird. Auf alle Fälle ist es
oldstyle und ich würde sowas nur betont witzig zu jemanden sagen. Nur manchmal spreche ich mich selbst so an, wenn ich etwas unkomfortabel oder unklar darüber bin, wie es mir eigentlich geht. Ich
beantworte mir diese Frage dann auch nicht. Es ist eher eine künstliche Inszenierung von einem väterlichen Freund, ein selbstironischer Beobachter, der sein Gegenüber wahrnimmt und dich kümmert.
Es bringt Humor in die Situation und schafft damit einen Raum, einfach zu akzeptieren, dass ich gerade nicht genau weiß und auf nicht ergründen muß, was das Drama oder Unwohlsein für einen Namen
hat. Morgen ist ohnehin schon wieder alles anders,
10.1.
In Kalifornien sind gerade verheerende Buschbrände und unzählige Menschen haben von heute auf morgen ihre Häuser und ihr Zuhause verloren. Auf einmal ist das heute
ganz anders als das gestern und das passiert nicht alle hundertJahre, sondern permanent, irgendwo in dieser unserer Welt. ich weiß gerade gar nicht, was ich da jetzt weiter schreiben soll, bin ja
in der Position eines Beschreibenden, der Abstand hat zu dem Geschehen. Bei uns hat es gestern geschneit, das Haus steht noch und die Wohnung ist kuschelig warm. mit meinem Körper und in meinem
Fühlen ist das in gewisser Weise die Welt, in der ich lebe und über alles was jenseits davon ist, denke ich nach, fühle ich mit oder spende vielleicht Geld um zu helfen und werde mir bewusst,
dass der Klimawandel keine „Fake“ ist. Und trotzdem halte ich die Blase und die Wahrnehmung meiner relativ heilen Welt für die eigentliche Realität. Erstaunlich.
11.1.
Habe gestern ein AI-Tool abonniert und dann aus Versehen ein Zusatzpaket was ich gar nicht wollte. Fühlte mich abgezockt und habe mich beschwert. Die AI-generierte
Antwort auf meine Stornomail kam umgehend und ließ mich wissen, dass alles korrekt gelaufen ist und ei Fehler ihrerseits nicht vorliegt. Das liese sich nicht stornieren, aber sie nehmen meine
Beschwerde aber großzügig als Kündigung für das nach 3 Monaten sich automatisch verlängernde Abo. Das steht so alles in den Geschäftsbedingungen, denen ich zugestimmt habe. Es geht nicht um viel
Geld, aber ich bin ziemlich angepisst und das ist die Zukunft, wenn nicht sogar die Gegenwart der unzählige Angebote, die ma online im Abo als App kaufen kann. Die sind alle gleich gestrickt und
ich habe auch schon gute Erfahrungen mit Apps gemacht, aber wenn man nicht höllisch aufpasst macht man einen Klick zuviel und zahlt mehr als versprochen und gewollt. Eigentlich war das ja schon
vor AI so mit den Lockangeboten. Es wird viel versprochen für wenig Geld und ganz schnell hat man mehr auf dem Tablett als gebucht. Kapitalismus 7.0. - einfach noch schneller und voll
automatisiert. Nehme das jetzt mal als Lehrgeld und werde mich, allem Ärger zum Trotz, mit den KI-Tools befassen, die ich eingekauft habe. Werde als erstes mal ChatGPT befragen, wie man sich vor
KI-Abzocke schützen kann.
12.1. Habe ChatGPT gefragt, ob es schon ernstzunehmende Ansätze gibt wie der enorme Enrgieverbrauch von ChatGBT und anderen KI-Plattformen reduziert werden kann und
ob es sein könnte, dass wir mit dieser Technologie viel Wissen verbreiten, aber irgendwann keine Resourcen mehr haben um diese zu betreiben. Die Antwort war, dass die Frage berechtigt ist und
KI-Plattformen zunehmend auf energieeffiziente Hardware wie Tensor Processing Units (TPUs) und Graphics Processing Units (GPUs) setzen, die speziell für KI-Berechnungen optimiert sind. Solche
Chips können deutlich weniger Energie pro Berechnung verbrauchen. Auf mein Szenario mit dem Zusammenbruch der Ressourcen ist er/sie/es nicht eingegangen. Bin jetzt neugierig ob KI Ironie versteht
und werde das mal weiter untersuchen. Auf alle Fälle ist hier das Potential für viel Ablenkung und das ist der wohlvertraute Wirkstoff der Droge Konsum.
13.1.
Jeden Morgen stehe ich auf und habe meine Rituale der Vorbereitung auf den kommenden Tag, manchmal sogar die gleichen oder zumindest ähnlichen Gedanken,
Befürchtungen oder Hoffnungen wie den Tag oder die Wochen, Jahre, vielleicht sogar Leben davor. Ich bin also mit mir vertraut und selbst die Wünsche, was ich gern anders hätte an mir und in
meinem Leben, bergen keine großen Überraschungen. Und gleichzeitig bin ich mir fremd, manchmal ein Rätsel und wundere mich, wer das wohl ist, der, der sich Holger nennt. Was ist sein Kern, was
macht ihn aus? Was ist seine Vision und Mission? Manchmal formuliere ich das für mich, meist im Kontext mit meinen spirituellen Hintergrund. Manchmal eher banal, z.B. mit dem Wunsch gesünder zu
leben, einige Kilo abzunehmen oder auch mal für eine längere Zeit auf Reisen zu sein und mich und die Welt besser kennenzulernen. Noch Fragen zu haben, ist ja auch eine Art lebendig zu sein,
oder?
14.1.
Ich bin ein unfreier Radikaler. Es geht immer um das Ganze, um alles. Die Entscheidung dazu ist keine bewußte oder freie, sondern eine Automatik in meinem System.
Diese Regierungsgewalt bekomme ich meist morgens zu spüren, wenn ich aufwache und eine erste Einschätzung oder Orientierung suche. Lohnt es sich aufzustehen? Wenn da keine begeisterte oder
zumindest positive Resonanz ist, aber ein Unwohlsein oder noch nicht wissen, dann übernehmen ganz schnell die negativen Gedanken das Schiff im Morgentau und sind bereit ihr Dogma in die Welt zu
tragen. So oder ähnlich sieht mein Erwachen oft aus, seit Jahren! Ich sage mir dann an irgendeinem Punkt, dass all das in meinem Geist entsteht und keine letztendliche Realität hat. Das glaube
ich mir immer mehr, je öfter ich diesen Satz zu meiner Routine mache. Und wenn ich dann geduscht und meine Morgenmeditation gemacht habe, gibt es auf einmal Farbflecken in dem bis dato düsteren
Schwarzweißbild.
15.1.
Aus dem Fenster schauen und kein Thema haben, über das ich schreiben möchte, ist langweilig. Langeweile hat einen schlechten Ruf und ist einer der Zustände, die wir
gerne vermeiden wollen. Dabei sind das die kreativen Geburtsorte für neue Ideen, eine Leerheit, die viel Platz hat für nichts und alles und alles und nichts dazwischen. Am Geländer der
Balkonbrüstung sammeln sich die Tautropfen des gestrigen Schnees. Kopfunter hängen Sie dort in einer Reihe wie Fledermäuse. Man kann durch sie hindurchschauen wie durch ein halbes Brennglas, aber
sie vergrößern nicht das Gesehene, sondern machen es unscharf und trüb. In unregelmäßigen Abständen höre ich, wie Tropfen von der Dachrinne irgendwo auftreffen mit einem kurzen „Blobb“. Alles ist
in einer Ordnung, die ich nicht verstehen muß, sondern einfach nur beobachten kann und auch mein Atmen passiert ohne mein Zutun.
16.1.
Wer bin ich? Was ist der Sinn meines Lebens und Arbeitens und wo möchte ich hingehen? Die Fragen nach Bedeutung und Begreifen wollen sind eigentlich immer präsent.
Offensichtlich wie ein Fisch, der im Korb des Anglers zappelt oder eher subtil wie der Schatten eines Wals den man unter der Wasseroberfläche erahnen kann. Und manchmal wie das Echosignal eines
U-Bootes, dass gar nicht oder nur hörbar ist, wenn man sich ihm nähert. Sein Auftrag ist Geheimsache. Wir wollen unseren Platz kennen und am liebsten immer dort bleiben, wenn der Ort gefunden
und/oder benannt ist. Und wenn wir Frieden damit haben, gibt es eigentlich auch nichts weiter zu tun als damit zu sein. Wären da nicht die vielen Störfelder des Alltags oder Lebens, die andere
Aufträge vergeben: Z.B. effektiv und erfolgreich sein und damit Bedeutung erlangen. Es scheint ein feiner Grad zwischen der Stille, die zur Befreiung führt und dem Drang immer irgendetwas zu tun,
um sich lebendig zu fühlen. Das scheint nicht lösbar und vielleicht ist genau das ein guter Anfang.
17.1.
Wenn wir geboren werden kommen wir von der dunklen warmen Mutterhöhle ins Licht und werden somit einer Welt übergeben, die ganz anders ist. Wir lernen zu saugen,
sehen, krabbeln und laufen, sprechen und lachen. Irgendwann lernen wir in der Schule, später Uni und gehen, wenn die Ausbildung beendet ist, einer bezahlen Arbeit nach, engagieren uns politisch
in Vereinen oder gemeinnützigen Organisationen und werden vielleicht selbst Eltern. So oder ähnlich sind die Lebensläufe. Jede Menge zu tun und nicht alles macht Sinn oder ist erfüllend. UN vor
allem jede Menge Ablenkung von der Frage, wozu wir hier sind. Ablenkungen in Form von Konsum, Unterhaltung und Urlaub auf sonnigen Inseln. Die Lichtheit, in die wir getreten sind mit unserer
Geburt, ist kaum noch Thema in unserem Leben, wird es dann vielleicht über die Beschäfigung mit Spiritualität. Weise Entscheidungen und eine erleuchtete Gesellschaft ist kein einfaches Projekt in
unserer menschlichen Existenz, aber wenn ich schon mal hier bin versuche ich die Chance zu nutzen etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
18.1.
2023 hatte ich eine vedische astrologische „Beratung“ von einem jungen Mann, der 7 Jahre Mönch war in einem Theravada Kloster. Eine der Hinweise oder Empfehlungen
war eine Reise nach Bhopal in Indien zu unternehmen. Bhopal wurde in den Achtzigern bekannt für einen großen Pestizidskandal und noch heute wird jedes 4. Kind in Bhopal tot geboren, haben meine
Reiserecherchen ergeben. Ich war bisher nur einmal in Indien in Bodhgaya und fan d es eine große Herausforderung. Das Nebeneinander eines unglaublichen spirituellen und viel Traditionen heiligen
Ortes und der erschütternden Armut vor Ort waren keine leichte Kost. Trotzdem habe ich das Gefühl es wäre gut mich mal wieder auf den Weg zu machen zu einer Reise etwas jenseits von Komfort,
Sicherheit und einer guten Krankenzusatzversicherung. Ob ich auf dieser Reise oder friedlich mit 91 in meinem Bett in Berlin einschlafe, weiß ich ohnehin nicht und abgesehen davon gibt es noch
tausend weitere Varianten zu sterben aber auch zu leben. Habe Lust auf etwas Ausdehnung meines gewohnten Feldes. Planung für die Reise braucht es trotzdem und die werde ich jetzt
angehen.
19.1.
Atmen nicht vergessen. Erstaunlich wie unbewusst ich ein-und ausatme und durchs Leben gehe, ohne zu merken wo ich gerade stehe mit meinem Körper und in meinen
Gedanken. Der Atem und die Gedanken: Zwei Ströme, die ständig fließen und wenn ich sie beobachte erfahre ich eine Menge über mich. Meinen Zustand, meine Geschichte, meine Motivation, Freude und
Schmerz, Ermüdung und Ekstase.Im Fließen liegt die Lebendigkeit und Veränderung. Wenn nichts mehr fließt, bin ich tot. Rinpoche sagte oft: „Macht euch nicht so viele Gedanken über euer Sterben.
Ihr werdet alle erfolgreich sterben. Du atmest aus und nicht mehr ein. Das war’s.“
20.1.
habe gestern erfahren dass Dilgo Khyentse Yangsi wegen Fehlverhaltens von all seinen "Positionen" im Shechen Kloster enthoben wurde. Die Rede ist von sexuellem und ethischem Missverhalten. Ein weiterer Skandal in der Welt des tibetischen Buddhismus, die meine spirituelle Heimat ist. Das wird gerade viel und teils hitzig diskutiuert in meiner Community und erinnert uns schmerzhaft an die Vorwürfe gegen Sogyal Rinpoche. Im Vajrayana ist der Meister ab einem gewisssen Punkt auf dem Pfad das alles enrscheidende und alles gebende Prinzip. Das passt nicht in unser westliches Denken von richtig und falsch und politischer Korrektheit als großes Ideal. Deshalb ist es unabwendbar, dass Fehlverhalten diskutiert und sanktioniert wird, aber es zeigt mir auch die Begrenztheit und Koan meines logischen Geistes. Immer wieder zurückgeworfen zu werden auf die eigene Wahrnehmung und Verantowortung ist unangenehm und einmal getan, führt es nicht unmittelbar zur Befreiuung, ist aber ien weiterer "Schritt" in diese Richtung. So ist der Blick auf die Situation aus meinem Kosmos. Manche teilen das mit mir, aber letztlich ist jeder in seiner Welt mit seinen Einichten und Begrenzungen. Deshalb scheint mir Respekt und Mitgefühl so wichtig, damit wir überhaupt miteinander kommunizieren und voneinander lernen können,
21.1.
Um mich rum haben sich gerade alle eine hartnäckigen Grippevirus eingefangen und sind zum Teil seit Wochen krank. Ich bin einer der wenigen, die es nicht erwischt hat. Seit ich mit Eisbaden vor 3 Jahren angefangen habe, hatte ich tatsächlich keine Erkältung mehr. Ich erzähle das oft mit einem gewissen Stolz, als wäre ich ein besonders "tougher" Typ. Dafür hatte ich ein paar andere "Ausfälle" und auch Unfälle und mir scheint, dass Krankheit mehr ist als ein zufälliger Virus,. Vielmehr ist sie ein Botschafter, der mir einiges über mich erzählen kann und was eigentlich gerade passiert in meinem System und meinem Geist. Und natürlich ist Krankheit auch eine Erinnerung daran, dass ich nicht ewig leben werden und das dieser Körper nur ein Fahrzeug ist: Ablaufdatum unbekannt. Technische Störungen sind eigentlich die Normalität in unserer menschlichen Existenz und das schafft viel Leid und öffnet gleichzeitg den Raum für Dankbarkeit. Vielleicht ist aber auch das nur eins von vielen Denkmodellen oder Konzepten, die mensch so kreiert um sich gesund zu fühlen.
22.1.
„Was tun?“ sprach Zeus. Ich kenne nicht den Kontext, aber das kam mir gerade in den Sinn, als ich mich zum Schreiben hingesetzt hatte. Da steckt nicht nur die Frage nach Sinn und Zweckmäßigkeit einer Handlung drin, sondern auch nach Wirksamkeit und Bedeutung der eigenen Aktivitäten. Irgendwas gibt es ja immer zu tun in unserem geschäftigen Alltag und Business und obwohl Stressreduktion und Selbstfürsorge in meiner Bubble gerade ziemlich in Mode sind, ist in meiner Erfahrung und Beobachtung „nichts tun“ oder „nichts tun können“ eher stressig als entlastend. Identität und Selbstbewußtein ist immer noch sehr mit Aktivität verbunden. In den News ist oft die Tat und nicht die Unterlassung eine Schlagzeile wert. Was ist dem hinzuzufügen? Nichts.
23.1.25
Heute!
War Gestern zum Essen eingeladen von einer befreundeten Malerin und wir hatten zu leckeren persischen Gerichten das Thema Authentizität auf unserem Teller. Was
macht die Sujets, die wir illustrieren oder, in meinem Fall, beschreiben, originär und „echt“? Ein spannender Dialog über Motivation, Monetisieren und … Magie entfaltete sich bei Duftreis
und frischen Kräutern. Wir waren uns einig, dass man vieles verfeinern und subtiler machen kann, aber letztlich braucht es Mut zum Risiko und die Angst vorm Scheitern oder Fehlern muss in die
hinteren Reihen verwiesen werden. Das Gefäß, in dem wir unser Erbe der Nachwelt übergeben möchten, wird vielleicht nie gefüllt und … wir könnten schon morgen tot sein! Vernunft und Kreativität
sind keine gute Paarung und, ob mein Name und meine Kunst irgendwann in irgendeiner Aufzählung wichtiger Persönlichkeiten zu finden ist, muß mir scheißegal sein. Spätestens beim Kaffee hatte ich
das Gefühl, mit einer Rebellin am Tisch zu sitzen und das wir einen anarchistischen Plan auf unsere Servierten gekritzelt haben, der großen Spaß gemacht hat.
24.1.
Gedünstetes Bio-Gemüse war das Thema am Tisch und dann irgendwann Autismus. Wie wir daherkamen kann keiner mehr erinnern und ich hörte mich irgendwann sagen, dass
ich im Kontakt mit anderen 70% von dem, was in mir gerade vorgeht, bei mir behalte und dass ich oft gar nicht den Kontakt und das Gespräch suche, sondern lieber bei und mit mir bleibe.
Gleichzeitig gibt es eine extrovertierte und auch unterhaltsame bis humorvolle Art, mit der mich viele auch identifizieren und als geselligen Typen einordnen. Das ist gewissermassen auch der
Auftrag der Evolution an mich, um das Überleben meiner Art zu sichern. Angesichts der Überbevölkerung auf unserem Planeten ist das nicht wirklich nötig und sinnvoll, aber die Programmierung ist
noch aktiv und ich habe schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich so introvertiert bin. Auf der anderen Seite hat mich das heutige Tischgespräch ermutigt das mehr zu genießen und auch zu tun. Laut
und extrovertiert geht es auch ohne meinen Beitrag oft genug zu.
25.1.
Wie planbar ist mein Leben? Möchte Ende des Jahres nach Indien reisen, etwas vom Land sehen und Retreat machen. Gleichzeitig möchte ich bis dahin auch mein
Buchprojekt veröffentlicht haben und all das, braucht neben meinem Alltag, Vorbereitung und Planung. Ordnung in mein Leben bringen, auch mit einer spirituellen und weltlichen Vorbereitung auf
mein Sterben, ist ein weiteres der anvisierten Projekte. Gleichzeitig wünsche ich mir etwas entspannter und ungeplanter meine Zeit zu verbringen. Menschen sind schon komisch. Immer voller Ideen
und Pläne für Veränderung und Verbessrung. Was gerade ist, ist nie genug. Das ist sicherlich der Treibstoff, aus dem viel gute Erfindungen entstehen, aber auch jede Menge sinnlose Aufregung und
Ablenkung. Naja, jetzt habe ich es mal aufgeschrieben und alleine das macht eine Distanz, aus der ich noch mal neu schauen kann, was ich wirklich tun und lassen möchte.
Es war unser 3-monatiges Kennenlern-Jubiläum. Du trugst Grün und der Kellner, oder wer auch immer er war, ein schlichtes Weiß mit asymmetrisch angeordneten Kaffee- flecken auf einem kugelrunden Piqué-Polohemdbauch. Wir wollten nett frühstücken nach einem netten Samstag, einer netten Nacht und einem netten Aufwachen. Unsere Wahl fiel auf das Restaurant und Hotel Johannisberg, eine angebliche Perle der Bad Nauheimer Gastronomie, erhaben über alle Zweifel und kaiserlich-königlich thronend über den Dächern unserer Kurstadt. Quod erat demonstrantum. Man kennt diesen Satz noch aus der Schulzeit, wenn am Ende eines mathematischen Problems eine richtige, unwiderlegbare Lösung stand. Nun, das Problem des Johannisberg ist kein mathe- matisches, sondern ein viel weitreichenderes und folgenschwereres – vor allem für den ahnungslosen Besucher. „Gut frühstücken!“ war unser Credo für diesen Sonntagmorgen, denn schon morgen könnten wir alle tot oder, noch viel schlimmer, voneinander getrennt sein. Erlebt haben wir ein Waterloo der Frühstücksbuffetkultur. Sicher, für 12,50 Euro Eintritt kann man schon etwas erwarten – z. B. als Zuschauer im Kino eines meisterhaft inszenierten Horror-Breakfast-Massacre (Fummeln im Dunkeln, Chips und Coke inklusive) – aber wohl nicht als Frühstücksgast im Johannisbergcafé. Ich denke ernsthaft darüber nach, den Laden auf Reparationszahlungen zu verklagen, wie es 1919 nach dem verlorenen ersten Weltkrieg durch die Versailler Verträge für Deutschland geregelt wurde. Eine gute Nachricht gibt es für die Deutschen: Am 3. Oktober 2010 wurden die letzten Folgeschulden des Ersten Weltkriegs abgezahlt. Damit ist dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte getilgt und vielleicht auch angemessen gesühnt. Nicht aber die „Schande vom Johannisberg“! Der Frühstücksbunker am Berg hat zwar keinen Krieg angezettelt und als Verluste sind für heute bisher nur zwei Gäste zu beklagen (allerdings ohne Berücksichtigung der Dunkelziffer), aber die Spätfolgen dieses Ereignisses sind noch nicht absehbar. Der Besitzer mag ein Crack der Sport- traumatologie in der endoprothetischen Versorgung des Knie- und Hüftgelenkes sein, aber wie man eine gute Therapie und Nachsorge für die Opfer seines Johannisberg-Buffets leistet, davon hat er mit Sicherheit keine Ahnung – möglicherweise weiss er nicht einmal, dass man Essen in seinem Restaurant anbietet? Dabei wäre das alles sehr schnell zu lösen. Ich habe keinen Doktortitel, aber ich frage mal provokativ: „Warum machen die nicht einfach ein der Location und dem Preis angemessenes, sprich „Gutes Frühstück?“
Genug der Bitterkeit und der Entäuschungstiraden. „Was war eigentlich passiert?“ und wie kam es, dass zwei ziemlich verliebte und eigentlich entspannte Menschen wie wir irgendwann unsere Arme gen Himmel reckten und innerlich brüllten: „Warum wir? Warum heute?“ Genau genommen sind wir aber auch selbst schuld, denn hätten wir die subtilen Warnsignale wie „Geht nicht über Los und zahlt keine 12,50 Euro“ ernstgenommen oder nur kurz einen Blick auf den traurigen Buffetfriedhof geworfen, wäre das alles nicht passiert. Das Ereignis liegt jetzt knapp 4 Stunden zurück und ich wage mal den Versuch einer Beschreibung: Sonntag, 10.30 Uhr, irgendwo in der Wetterau. Mr. Piqué-Polohemdbauch erklärt zur Begrüßung, dass es eigentlich keine Tischplätze mehr gibt, weil möglicherweise er oder eine der vielen Gäste heute heiraten wird. Er bietet uns trotzdem einen Platz an einem etwa fingerhutgroßen Couchtisch, mit immerhin kniehohen Sitzgelegenheiten als alternatives Frühstücksasyl an. Wir machen einen, besonders im Nachhinein betrachtet, mutigen Vorstoß: „Ab wann sind denn die zwei großen Tische da hinten reserviert?“ Nach einer bewusst auf Unfallvermeidung und Rentenanspruchswahrung ausgerichteten Bewegung hinter den Tresen und einem im gleichen Tempo vollführten Wiederhervortreten hinter demselben, haben wir die Antwort: 12.00 Uhr. Ein realistisches Zeitfenster von einundeinhalb Stunden für unser gemeinsames Frühstück: Attacke! 12.50 Euro pro Person, Kaffee und Softdrinks bis der Arzt kommt und ein traumhaftes Bad Nauheim-Panorama: Heute ist nicht nur unser Jubiläums- sondern offensichtlich auch der Glückstag einer noch jungen Liebe! Doch Liebe macht möglicherweise blind. Glückstrunken schnappen wir uns 2 Teller (So‘n Dussel, das waren die zwei vorletzten! Warum nehmen die eigentlich Puppenküchen-Untertassen als Frühstücksteller und wo mache ich nachher die Wurst drauf?). Erst jetzt erkennen wir das Ausmass bzw. Nichtausmass dieses „hochkarätigen Buffets“: Der Brötchenkorb prahlt übertrieben mit einer gerade mal 10 cm langen (Haha!), vertrockneten Mehrkornstange und 5 billig-blassen Aufbackbrötchen. Jetzt aber schnell zugreifen. Schade, von dem gut aussehenden Schinken ist nur noch eine Scheibe da (drei, zwei, eins ... meins!). Der Bacon ist leider roh und mit rekordverdächtigen 102% Fettanteil keine wirkliche Alternative. Salami gibt‘s in zwei Varianten: Eklig & Billig und Extrafettig & Billig (die mit den gaaaaanz großen Fettaugen und dem unwirklichen Andy Warhol-Rot im Fleischanteil). Beim Käse sieht der Brie ganz passabel aus, entpuppt sich im Gaumen aber, wie die anderen Sorten auch, als ein undefinierbares käsiges bis künstliches „Irgendwas“. Dass wir tatsächlich zwei Milchkaffee zum Frühstück bekommen ist echt ein Glücksfall. Mehr ist bei dem anfangs schon erwähnten Tempo unseres Grundweiß-Waffelpiqué-Helden schlicht unmöglich. Neben ihm laufen noch zwei sediert wirkende Wesen durch Zeit und Raum des Cafés (ein möglicherweise illegales wissenschaftliches Experiment oder eine Kunst-performance?) immer mal wieder auf und ab: Mission unbekannt! Zum Müsli-Trockenfutter gibt es nur eine kleine Kanne Milch, aber immerhin etwas frisches Obst. Die süßen Sachen warten aromaversiegelt verpackt, wie man es aus billigen Hotels oder Klassenfahrt-Unterkünften kennt, in niedlichen kleinen Plastiksärgen auf ihre Endverwerter. Na ja, wenigstens sind der Name des traurigen Aufstrichs und sein endgültiges Sterbedatum deutlich sichtbar auf der Packung vermerkt. Und dann ... ganz plötzlich: Keine Butter mehr am Buffet! Wie durch Zauberhand sind keine 15 Minuten später neue und sonntagsfrische Butterwürfel verfügbar. Eine wunderbare Gelegenheit diese ungeplante Auszeit kreativ zu nutzen für einen Austausch mit den anderen Gästen über deren Beruf, Kindheitserlebnisse und, wenn man schamlos und schnell genug ist, deren sexuelle Vorlieben, eine Verabredung in der Sauna oder noch pikanter: die Einkommensverhältnisse. Wir beschliessen zu gehen.
Frustriert versuche ich die zu viel bezahlten 6 Euro (mindestens!) für dieses Frühstück über ein Einsaugen oder Wegatmen des Bad Nauheim Panoramas (Ja, das sind Rachegefühle!) zu kompensieren. Das klappt nicht und so entscheiden wir uns noch einen netten Spaziergang zum Auto zu machen und Du inspirierst mich zu einem neuen Plan: Ich werde darüber schreiben oder ... noch besser: Ich gründe eine Guerilla-Selbsthilfegruppe für mittelhessische Frühstücksbuffet-Opfer und unsere erste prickelnd illegale Aktion ist die Verminung des gesamten Johannisberg (die Kampfanzüge von Wolfgang Joop werden martialisch, nicht schwul aber stilvoll zugleich sein und nur die Sternwarte wird verschont!).Von den Spendengeldern kaufe ich eine Live-Schaltung zu eine von Stefan Raabs „So sieht das Leben aus, wenn man kein eigenes Leben hat“-Sendungen. Das Ganze wird dann als Preisverleihung für das Lebenswerk eines Ausnahme-Sportorthopäden kaschiert und genau der darf dann (natürlich unwissentlich) den roten Buzzer für die Sprengung drücken: „Gute Salami geht anders, Frühstücks-alarm und Bummmmmmm!“
War heute mit meiner Ältesten frühstücken ... Blackout ... Was wollte ich darüber schreiben? Dass es schön war? War es, aber das ist ja keine Geschichte. Schön war‘s! Na dann, ein anderes Thema: „Alkohol, die Geisel der Menschheit!“ oder nein, besser: Kabarett. Eigentlich wollte ich ja ein Kabarett-Programm schreiben. Ein Programm für mich und Christoph. Die Idee kam mir neulich nachts um 3.00 Uhr. Da war ich nämlich wach und ich fand diese Idee so gut, dass ich Christoph (Name nicht von der Redaktion geändert) am nächsten Morgen gleich angerufen habe, um ihm die gute Nachricht zu übermitteln, dass wir ab Februar auf Tournee sind – mit unserem Programm. „Ich weiss nicht“ entgegnet mir mein skeptischer Sketchpartner „was sollen wir da erzählen? Hier kommt der Holger, der lustige Holger! Kann er singen? Neeeiin! Kann er jonglieren? Neeein!...“ Für gute Ideen muss man manchmal kämpfen. „Die erste Nummer steht schon, kontere ich unerschrocken. Also das Grundgerüst: Wir tragen schwarze Rollkragenpullover und Brillen wie Yves Saint Laurent in den Sechzigern und labern pseudointellektuelles Zeug. Und jetzt kommts: das Ganze wird unterlegt mit wilder Latin-Jazz-Musik, ich denke die Nr. 1 oder 2 von dem Sampler den Conny mir mal geschenkt hat müsste passen. Denk mal drüber nach...“ Noch mal zum Alkohol. Ich kann damit nicht umgehen. „Das ist nicht lustig.“ könnte man jetzt sagen. Humphrey Bogart war lustig, als er in „Casablanca“ auf die Frage nach seiner politischen Überzeugung antwortete: „Ich bin Trinker!“ Obwohl das auch nicht wirklich lustig ist, sondern eher sarkastisch. Richtig lustig ist das Oktoberfest oder das Komasaufen in der Scheune am Marktplatz. Ich trank (ist das tatsächlich die Vergangenheitsform von „trinken“? Das klingt so ungewohnt ...) seit ich 20 bin und seitdem regelmäßig und immer öfter immer mal wieder zuviel. Kein Grund zur Scham, wenn man das irgendwann merkt und reagiert. Was bringt es, über Alkoholismus zu schreiben? Den wird‘s immer geben, wie die Prostitution, die Flippers oder die Mehrwertsteuer. Mir egal, ich mach das hier für mich. Wer‘s nicht lesen will, soll die Seite überspringen. So hab ich das auch immer gemacht, wenn ich irgendwie das Gefühl hatte, ich trinke vielleicht zuviel: Einfach weiterblättern! Das könnte die zweite Nummer für unser Kabarettprogramm werden. Gründe zu trinken gibts immer: Die bestandene Prüfung oder das gewonnene Spiel, das Treffen mit Freunden, die Einstimmung auf die erste heisse Nacht, der Sekt zum Frühstück am Morgen danach, das Glas zum Runterspülen oder die zwei Flaschen am Abend um zu vergessen, dass es mit Ihr keine heissen Nächte mehr geben wird. Das Bier nach Feierabend, die Schnäpse auf der Beerdigung eines guten Freundes, der Ramazotti für die italienischen Momente im Leben, der Fernet Branca zum Fraternisierungsritual, Wodka Gorbatschow zur Versöhnung und Jules Mumm für den prickelnden Übergang von der Pubertät zu knackigen Männern in Badewannen. Alkohol verleiht Flügel – bis zum Absturz. Alkohol ist allgegenwärtig, künstlich aufgeladen mit allen möglichen Versprechungen. Alkohol macht Dich zum Mann, der eigene Entscheidungen trifft: Einer der segelt wohin er will, wann er will und mit wem er will, wenn er denn will. Alkohol macht die Frau zur unwiderstehlichen campariroten Nymphomanin, die sich aussucht mit welchem oder welchen der vielen Einhandsegler sie heute die Nacht verbringt. Es lebe die Freiheit! Meine ist es, nicht mehr zu trinken. Und das ist gut so! Das wollte ich mal erzählen – ganz kurz nur. Ohne Moral. Von mir zu Euch.
Früher, als der Tschibo-Mann noch in der Kaffeewelt umher strolchte und der Melitta-Mann gaaanz entspannt sein bestes Aroma in deutschen Wohnzimmern verströmte war die Welt noch in Ordnung: Da war Kaffee noch Kaffee, meist unfair angebaut zwar, aber schnell und einfach gefiltert, rein in die Tasse und ... trinken. Heute kommt die neueste Technologie aus der Weltraumforschung zum Einsatz: „Houston, wir haben keine Pads mehr!“ George Clooney arbeitet hart an den höchsten Zielen: Weltfrieden und orgastischer Koffeingenuss für alle. Die Klimakatastrophe muss warten, der ulti- mative Kaffeklimax hat absolute Priorität! Unter all den wohlklingenden Namen der Kaffeeflüsterer, ist mein Liebling eindeutig „deLonghi“. Was für ein Gerät und was für ein Name (ja, ja, ich weiss das ist harmloses Italienisch, klingt aber wie Rocco Siffredi, si?“) der die kühnsten kaffeefeuchten Fantasien wahr werden lässt. Der gewagteste Dreier aller Zeiten: Hier kopuliert ultracooles Design mit nie gekannten Aromanuancen und ... absolut heiß: Wasser! Was soll man da noch sagen? JA, ich will!
Berlin – genau genommen Ost-Berlin – da kommt er her der Mann! Ein Kollege, nein nicht von mir, sondern von der Frau die mir gerade erzählt, dass sie jemand anderen kennengelernt hat. Nicht geplant und alles ist recht kompliziert, aber sie will es wissen, unbedingt! Was genau es zu wissen gibt, weiss sie nicht. Aber, wie gesagt: Unbedingt! Keine ungewollte Schwangerschaft also, sondern ein ungewolltes Kennenlernen und seitdem telefonieren sie täglich – 4 Stunden. Apropos „Schwangerschaft“. Diesen Satz muss ich einfach irgendwo unterbringen. Gesprochen, bzw. lauthals in die Welt hinausgeschleudert wurde er in der Bad Nauheimer Fussgängerzone, ungefähr da wo sonst die Zeugen Jehovas stehen: „Also, ich hatte ja eine Wassergeburt und das würde ich jederzeit wieder tun ...“ Da stehe ich dann als Fussgängerzonenbegeher und bekomme mehr Intimität zu hören, als mir lieb ist und das Befremdliche ist, dass die Frau die dieses Bekenntnis, quasi in einer Spontangeburt direkt vor mir auf das Pflaster wirft, das nicht einmal merkt. Doch zurück zu dieser Geschichte: Ein neuer Anfang und damit unser Ende: "Aus, aus! Das Spiel ist aus!" Keine Verlängerung, kein Finale: das Ende unseres Sommermärchens 2010. Ich bin sprachlos und ... Aua!. Dabei passiert das täglich, weltweit, kulturübergreifend. Und ... das ist die gute Nachricht: Liebes- kummer kennt keinen Rassismus. Er trifft jeden, manche sogar mehrmals. Also, warum darüber schreiben? Die Jugend warnen? Vor was? Die hören eh nicht zu oder müssen dringend eine SMS absetzen. Eine Partei gründen? Was sollte das Programm sein? Weitermachen und nicht im Schmerz versinken? Zu einfach.
Meine Mutter sagte immer: „Wer weiss, wofür es gut ist.“ Keine Ahnung, aber die Kreise die ein ins Wasser geworfener Stein zieht sind manchmal größer als es das verletzte Ego ahnen kann. Visionen sind gefragt: "New York, 3. November 2050, Verleihung des Friedennobelpreises an Holger Sieler Junior. Hier ein Auszug aus der Dankesrede: „Und ein ganz besonderer Dank gilt der namenslosen Grundschullehrein, die meinen Vater, ironischerweise genau heute vor 40 Jahren, verlassen hat. Vorausschauend, ent- schlossen und selbstlos hat sie so den Weg zu meiner Zeugung geebnet und damit den Grundstein zu unserer wichtigen Arbeit gelegt. Sie ist es, die heute hier stehen sollte um diesen Preis entgegen zu nehmen." Oder wie wärs damit: "Gut gelaunt, was die kleine Schwester von sturztrunken ist, sitzt die Pianistin an ihrem Flügel im Casino in Dnjprpetrowsk. Die Zunge ist etwas schwer, doch das Haar immer noch berauschend blond, Sie kündigt den nächsten Song an: „Dieses Lied ist aus meiner Berliner Zeit, und ich gäbe alles wenn ER heute abend hier sein könnte um es zu hören und ... vielleicht zu verzeihen. Das Stück heißt: „Zu spät!“" Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass man sich irgendwann in einer Fußgängerzone oder im Duty Free Shop trifft, sich erkennt, in die Augen schaut und einer sagt: “Und?“ worauf das Gegenüber antwortet: „Ja!“. Aber erst mal ist es vorbei. Ein schönes Leben noch!
Nun habe ich sie doch auf dem Weihnachtsmarkt getroffen, und es war natürlich ganz anders. Gut sah sie aus, an der Seite des Mannes mit dem sie da an den Buden vorbeischlenderte. Gesehen hat sie mich nicht und für mich war es noch mal ein Stich in der Brust. Kurz nur, aber schmerzlich. Und dann habe ich noch mal hingeschaut und mich erinnert, dass sie an meiner Seite auch mal so ausgesehen hat: Verliebt! Und ich glaube, das will sie auch bleiben: Für Immer, unbedingt! Wie das halt immer so ist.
Eben stand er noch, der Mann der jetzt regungslos vor der Parfumerie Douglas am Boden liegt. "Nicht vergessen: Am 6. Dezember ist Nikolaus!" steht auf einem der Displays im Schaufenster. Wie könnten wir? Das ist doch jedes Jahr am 6., oder? Zwei Sanitäter sind über ihn gebeugt und einer versucht es zurück zu holen, das Herz das wohl stehengeblieben ist, mitten im Leben, bei den Weihnachtseinkäufen. Gerade noch war nichts wichtiger als die Wunschliste für die Lieben durchzugehen, mit Freude, vielleicht wollte er es auch alles schnell hinter sich bringen. Ich weiss es nicht, ich kenne ihn ja nicht. Was uns verbindet ist die Tatsache, dass auch ich es sein könnte der da liegt und dass dann sicherlich nicht mehr wichtig wäre, was eben noch in geregelten Bahnen durch den Kopf zog. Derweil quatscht Deutschland sich unver- drossen weiter leer und schenkt sich voll! Ich hoffe. dass er wieder aufwacht und aus dieser Erfahrung die Erkenntnis mitnimmt, die für ihn am nützlichsten ist. Irgendwie hat er mir geholfen, der hilflose Mann. Vielleicht werde ich etwas gnädiger bei meinem nächsten Frühstück und etwas dankbarer, dass ich überhaupt aufstehen und sogar noch duschen konnte. Alles Gute, Unbekannter und Danke!