Antifa Breakfast

War heute das erste Mal vegan-vegetarisch frühstücken am Prenzlauer Berg. Die politisch korrekte Suchmaschine Ixquick empfahl das Cafe Kollektiv. Der Weg dorthin erwies sich als eine skurril-literarische Reise durch die Welt der linksdrehenden Denkkulturen. Es ging vorbei an Läden wie „Who killed Bambi?“ mit dem Slogan „My cat smells like Bruce Willis“, dem „Falaffel Ufo“ und dem „DAZZL Danz Club“. Godot hat jetzt ein Lokal in der Kastanienallee und „Fahrrad Linke“ ist in der Szene etabliert – seit 1912. Nachdem ich den „Buchladen zur schwankenden Weltkugel“ passiert hatte, war mein heutiges Klassenziel erreicht: Frühstück! Im Regal des Cafes präsentierten sich Magazintitel mit Namen wie „an.schläge“, „Entfesselt“, „Fight“ und die Frankfurter Rundschau. Das Flair erinnerte mich an meine Frankfurter Zeit in den Achtzigern. Die Besucher sahen ähnlich aus: Ein aufgeschlossenes und politisch interessiertes Publikum. Nicht mehr ganz so verkifft und/oder verbissen wie seinerzeit. Nur ich bin offensichtlich 30 Jahre älter geworden. 1982 begann die Ära Helmut Kohl, der HSV war Deutscher Meister und Ronald Reagan gab den amerikanischen Präsidenten im Pentagon. Rich Skrenta, ein 15-jähriger Schüler, schrieb den ersten Computervirus für Apple II und Klassenfeind Nr. 1 war Nicole, die mit einem peinlichen „Ein bisschen Frieden“ den Grand Prix gewann. Ich demonstrierte in Bonn gegen den Natodoppelbeschluss und hörte auf der Demo abstruse Sätze wie: „Ich will nicht nur ein bißchen Frieden, wie diese Nicole. Ich will den totalen Frieden. Sofort!“ Das Frühstück heute? Naja, das würde ich meinem Klassenfeind rüberschieben, wenn ich denn einen hätte. In meinem Alter schaut man eher nach Klassenkameraden auf Facebook oder reflektiert die eigenen Gewohnheiten und Geisteszustände. Nicole würde das heute vielleicht schmecken. Wer weiss das schon?

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    RoHo (Freitag, 28 März 2014 13:36)

    Bei soviel erlebtem - wer braucht da noch ein Frühstück? Ist dies nicht ein weiteres Zeichen für entfesselte Konsumgier und mitnichten einem reflektiertem Geisteszustand zuzuordnen?
    "Ein bischen Frieden" hat übrigens durchaus Klasse, die man sich allerdings erst erhören muß.