An und für mich gehts ihm gut

Seit 4 Monaten bin ich in Berlin, arbeite und lebe bei Dharma Mati, einem tibetisch-buddhistischen Zentrum meines Lehrers Sogyal Rinpoche. Ich übe mich in Gleichmut, Geduld und Microsoft Office (was für einen Designer eine ziemliche Herausforderung ist). Wie das so ist, mit fast 50 noch mal was ganz Neues anzufangen? Ehrlich gesagt, es ist ... wunderbar ... meistens! Mancher fragt mich, wie es ihm wohl geht, dem Mann der aus der Werbung und der Wetterau in die Hauptstadt kam. Was macht er so den ganzen Tag, ausser Sitzen und Meditieren und sich an die eigene Nase fassen, die es aus buddhistischer Sicht ja gar nicht wirklich gibt? Nun, ich arbeite, esse und schlafe wie die meisten anderen Menschen auch. Im Moment sitze ich in meinem Zimmer, höre Eric Burdon, genieße lecker Nudeln mit einer Sahne-Senf-Sauce und nehme einfach zu  - an Einsichten und an Gewicht. Die „Auflösung des Ego“ als Kampfansage bringt leider nicht automatisch die überflüssigen Pfunde zum Schmelzen. Aber, wenn es nicht mehr so wichtig ist, toll zu sein - und es gibt viele subtile Spielarten „toll sein“ zu wollen - entsteht eine uneitle Art von Schönheit, Gelassenheit und Attraktivität. Abnehmen werde ich trotzdem, soviel Disziplin muss sein und ausserdem habe ich nach wie vor einen Spiegel im Bad. Ob ich ab jetzt nie mehr wütend, deprimiert oder ungerecht sein werde? Nö, aber ich arbeite dran. Wer also meine Knöpfe oder „Gefällt mir“ drücken will, kann das gerne tun. Ich schätze beides.

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