Eigentor

Für die Fussball-EM in der Ukraine „säubern“ die Behörden die Straßen von streunenden Hunden und entsorgen sie, teils noch lebendig, in Verbrennungsmobilen. Das ist grausam und nur eine von etlichen schlechten Nachrichten. Tödliche Krankheiten, Tierquälerei, soziale Ungerechtigkeit, Kriege und das ganze andere Elend – wir leiden an und in dieser Welt. Und wir neigen dazu, anderen vorzuschreiben, wie sie sich auf dem Spielfeld zu verhalten haben, welcher Grad der Empörung die Regel ist. Während Menschen auf der Intensivstation einsam sterben, leiden andere darunter, dass sie seit Monaten keinen Sex mehr hatten. Beides kann furchtbar sein – wer hat das Recht zu definieren, was richtig schlimm ist? Die buddhistischen Philosophien unterscheiden zwischen relativer und absoluter Ebene. Die relative ist unsere gewohnheitsmässige Verstrickung in die Polaritäten und ist der Bereich, den wir als die einzig wahre und beweisbare Realität wahrnehmen. Dort ist Leiden Teil des Tagesgeschäfts. Das Absolute jedoch, beschreibt unser eigentliches Wesen und Potential, die Natur unseres Seins, an der es nichts zu verändern gilt, sondern lediglich zu erkennen. Hier ist eigentlich alles gut und entspannt, doch solange wir nicht erkannt haben, arbeiten wir uns auf der relativen Ebene ab, machen unsere Hausaufgaben und Fehler. Sich davor zu drücken „giltet“ nicht. Aber, was ist denn nun der Maßstab für ein angemessenes Verhalten? Ich persönlich finde es hilfreich, alles was mir begegnet als einen Spiegel zu verstehen, der mir bei näherem Hinsehen zeigt, was ich mit dem Geschehen zu tun habe. Ob das dann zur Folge hat, dass man eine Petition unterschreibt, kein Fussball mehr guckt oder ins Gebet geht, sollte jedem selbst überlassen bleiben.

 

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