Uncle Slam

Ich wurde die Tage von einem der Matadoren des Poetry Slam eingeladen, beim nächsten Slam Event im Januar dabeizusein. Das Publikum ist 16+ und meine Tochter samt Freundinnen gehen da in der Regel auch hin. Ich bin so begeistert von dieser Idee des Poeten-Wettkampfs, dass ich noch am gleichen Abend einen ersten Text ohne großartige Wehen entbunden habe. Einen guten Namen werde ich noch brauchen. Ich schwanke zwischen einem braven deutschen „Der Onkel“ und ... „Uncle Slam“, als Reminiszenz an die amerikanischen Wurzeln dieses Sports. Euch, meinen treuen Bloglesern, verrate ich heute schon das Intro zu meinem Monolog mit der Jugend:

 

Ich hab‘ Euch nichts zu sagen!

 

Mildernde Umstände führten dazu, dass ich heute vor Euch stehe, der Generation „Zähne Putzen, Schlafanzug an, noch was vorlesen und dann ab ins Bett“, denn ich könnte Euer Vater sein. Nun sind wir hier, nur ich und ihr und dieses Blatt Papier. Warum macht der Mann nicht einen normalen Beruf, verdient sein Geld mit unfair angebautem „Irgendwas“, meckert über den Staat, die Parteien, die Ärzte und die Jugend, hält sich von Orten wie diesem fern und verhält sich altersgemäß? Ich hab es ja probiert, aber ich fand es langweilig. Wir leben in einer Marketinggesellschaft und da hat alles und jeder einen klar definierten Platz, sauber sortiert nach Altersgruppen und Neigungen, die man hat oder gerne hätte oder von denen andere meinen, dass man sie haben sollte. Du bist nicht Stefan, Du bist zahlendes Mitglied einer Zielgruppe. Wir freuen uns heute schon auf das I-Phone 17, obwohl wir erst die 14 in der Hand halten. Alles ist bestens geregelt: Ich achte darauf, dass ich meine Pflegversicherungsbeiträge immer pünktlich abführe und Ihr seid einfach Ihr, die Hoffnung und die Zukunft dieses Landes, vorausgesetzt ihr macht Euer BWL-Studium ordentlich zu Ende, um dann irgendwann auch ein pflegeversicherungsbeitragzahlendes Glied dieser Gesellschaft zu sein: Spießer 4.0.

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Kommentare: 1
  • #1

    Harriet Oerkwitz (Dienstag, 20 September 2011 23:23)

    Der Letzte macht das Licht aus, lieber Johann Wolfgang Slam. Bei der Namensfindung spielen Klang und Beat ebenso eine entscheidende Rolle wie die Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten: Schreien, Wispern, Klagen, Tönen, Brausen, Quaken. Wie klingt es, wenn ich Deinen Namen singe, weine, kreische, flüstere?

    Mein Tipp für die Einleitung: Schmeiß alle Nomen aus dem Text. Das schüchtert ein.