Leseschwäche

Neulich wurde ich mal wieder gefragt, ob ich denn dieses oder jene Buch gelesen hätte, was ja so ganz in der Tradition von und typisch für, wenn es auch ein wenig inkonsequent im Duktus und Geist dieser etwas verqueren Grundhaltung daherkommt, aber es trotzdem schafft, den Leser ein- und mitzunehmen? „Nein, habe ich nicht gelesen, ich schreibe lieber.“ Das tue ich nicht mal aus irgendeiner Antihaltung heraus, sondern weil ich es einfach mag. Ich bin halt kein fleissiger Leser. Natürlich braucht man Inspiration, denn nur aus sich heraus zu schreiben, lässt einen schnell austrocknen und irgendwann dreht man sich nur um sich selbst und seine kleinen neurotischen Welten und Satelliten. Meinen Input hole ich mir weniger lesend, sondern eher beobachtend z. B. über Menschen wie Jost, die viel lesen und die ich fragen kann, was ich denn so verpasst habe, in den letzten Lesesaisons. Das kann ich ganz unverschämt abfragen, denn die wirklich Belesenen haben keinen Grund, andere mit Ihrem Wissen zu beschämen. Jost wird nach eigener Schätzung noch eine Lebensspanne von zusätzlich 300 Jahren brauchen, um die Bücher zu lesen, die er sich mit durschschnittlich zehn ausgesuchten Neuerscheinungen monatlich ins Haus holt. Beeindruckend, aber nicht mein "Style". Ich bin auch nicht gut im Kommasetzen und bringe lieber die Inhalte auf den Punkt. Ich finde das auch nicht schlimm, denn ich lebe ja mitten in Deutschland, im Land der Fußnotenfetischisten, Quellenangabenquengler und KOMMAndanten. Not an Korrekturwilligen gibt es wirklich nicht. Kann schon sein, dass es irgendwo wichtig oder verständnisfördernd ist, die Zeichen der neuen deutschen Rechtschreibung zu erkennen und diese dann auch richig zu setzen. Mein Fokus ist ein anderer: ich mag das lockere Spiel mit der Sprache und die Vielzahl der Varianten, die möglich ist. Punkt.

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