Wartezimmer

Ich hatte heute den Gedanken, dass wir oft auf die richtigen Umstände oder Zutaten warten, die zusammenkommen müssen, damit wir handeln können. „Lebe jetzt und den Moment“ ist das Credo vieler Facebook-Einträge, Philosophien, Verkaufsstrategien und ... Klugscheißer. Wir halten Handlung und Wirksamkeit oft für identisch, aber etwas zu unterlassen kann ja durchaus auch eine wirkungsvolle Handlung sein. Eben hatte ich noch das deutliche und beglückende Gefühl „Jetzt verstehe ich etwas mehr!“ und war dann ganz plötzlich wieder verstrickt in die Komplexität aller möglichen Ablenkungen und ... die Meinung der Anderen (die Werbung nennt das Vielfalt und/oder Konsumfreiheit). „Das ist schwach!“ lautet mein Urteil, wobei ich mich im Moment etwas trainiere, nicht zu schnell und zu allem eine Meinung zu haben. Der Flachs, den Dornröschen zu Gold spinnen sollte, war dick genug um allen alle möglichen Märchen zu erzählen, aber die feinen Fäden, die es zu halten gilt bei der Frage „Wann soll ich handeln und wann noch etwas warten?“ ist jenseits von Goldspinnerei und in der Grauzone eines Selbstverwirklichungsdrucks, der vor allem eines will – toll sein. Oder anders gesagt: „Du Mensch? Also Angst!“ Was soll ich sagen? „Nur Mut!“

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Christine Schönhaber (Dienstag, 12 Juni 2012 09:57)

    Lieber Holger, das ist ein feines Thema und fein gesponnen geschrieben. Danke!